Barockschloss und Schlosspark Pillnitz – drumherum statt mittendrin

Reisetipps Dresden Pillnitz

Warum Barockschloss und Schlosspark Pillnitz nicht mehr von „jedermann“ besucht werden können, hat seine Gründe. Drumherum statt mittendrin, oder mittendurch, heißt es nunmehr für zahlreiche Pillnitzer.

In hohem Bogen um Barockschloss und Schlosspark Pillnitz

 

Barockschloss und Schlosspark Pillnitz sind ein beliebtes Ausflugsziel für Dresdner und Touristen. Einige Anwohner machen jedoch einen großen Bogen drumherum. Nicht ganz freiwillig. Um sie zu verstehen, muss etwas weiter ausgeholt werden. Möchtest du mehr darüber erfahren, warum viele Dresdner einen hohen Bogen drumherum machen?

 

Schloss und Park Pillnitz – damals und heute

 

Es war einmal ein sächsischer Kurfürst und Herzog, Friedrich August I. von Sachsen, der eine seiner Mätressen mehr als jede andere Frau begehrte. So kam es denn, dass er ihr ein Lustschloss mit einer weitläufigen Parkanlage inmitten der prachtvollen Elblandschaft zum Geschenk machte. Gräfin Anna Constantia von Cosel, so der Name jener feinen Dame, ward jedoch nicht lange Herrin dort. Einige Jahre später fiel sie in „Ungnade“ und wurde verbannt.

Barockschloss und Schlosspark PillnitzAugust der Starke schmiedete hernach große Pläne, um aus dem herrlichen Anwesen in Pillnitz, welches samt seiner herrschaftlichen Gebäude aus dem Nachlass seines älteren Bruders stammte, ein Paradies zu schaffen. Dies wäre kaum möglich gewesen, hätte Kurfürst Johann Georg IV, eben jener Bruder, nicht einst das ehemalige Rittergut im Dorf Pillnitz anno 1694 gegen sein Schloss und Amt Lichtenwalde „getauscht“.

Soweit die kürzeste Fassung der Kurzversion einer ziemlich langen Geschichte über Barockschloss und Schlosspark Pillnitz.

 

Freier Park für freie Bürger: Es war einmal …

 

Kehren wir in die Gegenwart zurück. Es ist Oktober 2018. Wie sieht es heute um Barkockschloss und Schlosspark Pillnitz herum aus? Seit Jahrhunderten als „freier Park für freie Bürger“ bekannt, zog das Herzstück des Dresdner Stadteils zahlreiche Besucher an. Mit dem kostenlosen Lustwandlen durch die königlichen Schlossanlage ist es längst vorbei.

Seit einigen Jahren wird für Barockschloss und Schlosspark Pillnitz eine Eintrittsgebühr erhoben. 2017 waren weniger Gäste als in den vorangegangenen Jahren zu verbuchen, wie ich einer Pressemitteilung (Quelle: dnn.de vom 19.02.2018) entnehmen konnte. 2016 waren es immerhin noch 400023 Besucher. Der Rückgang im darauf folgenden Jahr machte 11,4 Prozent aus.

 

Barockschloss und Schlosspark Pillnitz

Ob das etwas mit den klammheimlich erhöhten Eintrittspreisen in jenem Jahr zu hatte? Jene sollen notwendig gewesen sein, um die Kosten der aufwendigen Baumpflege im Schlosspark zu decken. Es steht außer Frage, dass für die Pillnitzer Prachtbäume viel getan wird. Die uralten Baum-Giganten werden seit Jahren liebevoll umsorgt, an die „Kette gelegt“, gestützt und geschützt. Doch rechtfertigt dies eine höhere Eintrittsgebühr für Barockschloss und Schlosspark Pillnitz?

Parkanlage PillnitzViele Dresdner, die jahrelang kostenlosen Zugang hatten, können sich den teuren Eintritt gar nicht leisten. Touristen zahlen sicherlich gerne mehr, da es für sie eine einmalige Attraktion ist. Es wäre also durchaus möglich, dass die erhöhten Eintrittspreise zum Besucherrückgang geführt haben.

Wer weiß, wie es im Jahr 2018 aussieht. Schließlich tut sich derzeit einiges, damit es alsbald kräftig bergauf geht. Davon zeugen die vielen Baustellen ringsum Barockschloss und Schlosspark Pillnitz herum. Hier entsteht eine neue Straße samt Parkplatz. Was aber auch mit Lärm, Dreck und viel Ärger aufgrund von einseitigen Straßensperrungen verbunden ist.

uralte Bäume Pillnitz

Neue Straße und ein gigantischer Parkplatz 

 

Ich traute meinen Augen kaum, als ich kürzlich wieder einmal durch Pillnitz schlenderte und plötzlich auf eine neue Straße stieß. Jene befindet sich zwischen der Lohmener Straße und der Söbrigener Straße. Ein Plakat an der Otto-Schindler-Straße (so der neue Straßenname) erregte sofort meine Aufmerksamkeit.

Dort stand in fetten Lettern:

„Für neue Straßen ohne Sinn geht unser Steuergeld dahin.“

neue Straßen Pillnitz

Wie meine späteren Recherchen ergaben, kostete das Projekt, welches bereits von Anbeginn für mächtigen Wirbel sorgte, satte 6 Millionen Euro. Dabei waren für den Straßen- und Parkplatzbau in Pillnitz „nur“ 5 Millionen veranschlagt gewesen. Davon einmal abgesehen passt die graue „Asphaltdecke“ nicht ins Ortsbild. Doch dies ist nur mein persönlicher Eindruck.

Baustellen Pillnitz

Dass der neue Großparkplatz (gedacht für 17 Reisebusse, 2 Linienbusse und 114 Pkws: Angaben ohne Gewähr) die bisherigen Stellflächen auf dem Schlossplatz ersetzen soll, um das Chaos dort zu beseitigen, mag kein schlechter Ansatz sein. Notwendig wäre der gigantische Parkplatz trotzdem nicht gewesen. Ich denke eher, der Hauptgedanke war, auf diese Weise noch mehr Besucher zum Barockschloss und Schlosspark Pillnitz zu locken. Die zahlenden Gäste von morgen sozusagen.

Getreu dem Motto: „Wo der Verkehr rollt, rollt auch der Rubel besser!“

 

Freier Park für freie Bürger – diese Zeiten sind vorbei  

 

Ich besuche die Schlossanlage aus Prinzip nur während der „frei zugänglichen Tage“. Schon aus Protest. Da ich nicht einsehe, für etwas Geld auszugeben, was ich jahrzehntelang kostenlos nutzen konnte. So wie ich denken übrigens viele Dresdner. Einige erboste Anwohner ohnehin. Nicht wenige von ihnen müssen Umwege in Kauf nehmen. Ob sie nach Hosterwitz wollen, zur Arbeit fahren oder die Fähre nach Kleinzschachwitz erreichen müssen: Durch den Schlosspark Pillnitz führt kein Weg mehr ohne Gebühr.

Durchgang PillnitzEin Durchqueren ist nur während der eintrittsfreien Zeit, so etwa zwischen Anfang November bis kurz vor Ende März, möglich. Da ist es dann wieder ein „Freier Park für freie Bürger“. Wenn irgendwann ein Besuchermagnet für die Wintermonate gefunden werden sollte, könnte es damit vielleicht auch vorbei sein.

Sehenswürdigkeiten DresdenGaststätte Pillnitz

Wer bis jetzt tapfer diesen Text gelesen hat, wird nun in Form einiger Fotos belohnt. Jene sollen zeigen, dass es um Barockschloss und Schlosspark Pillnitz viel zu entdecken gibt. Idyllische Wasserspiele zum Beispiel.

Barockschloss und Schlosspark PillnitzWasserspiele Dresden

Die Löwenkopfbastei in Pillnitz

Die Löwenkopfbastei, die mit ihren Sandsteinbänken zum Verweilen einlädt, ist ein herrlicher Ort mit faszinierender Aussicht. Die angrenzende Grünanlage sorgt gleichwohl für einen erholsamen Aufenthalt mit wunderschönen Blick ins Grüne und auf die Elbe.

Dampferanlegestelle Schloss Pillnitz 

Löwenkopfbastei DresdenElbe PillnitzDer eindrucksvolle Löwenkopf ist eines der beliebtesten Fotomotive.

Löwenkopf Barockschloss und Schlosspark PillnitzLöwenkopfbastei Schloss PillnitzBarockschloss und Schlosspark PillnitzWer möchte, kann unterhalb der kleinen Sandsteinbastei entlangschlendern, sich am Elbufer ein Plätzchen suchen und relaxen.

Sandsteinbastei Barockschloss und Schlosspark PillnitzElbinsel am Barockschloss und Schlosspark PillnitzAuch die Freitreppe lädt zum Verweilen ein. Dort ist jederzeit eine Auszeit vom Alltag möglich. Wenn die Nostalgiedampfer kommen, wird kräftig gewinkt. Nicht nur Kinder sind vom nachfolgenden Wellengang begeistert.

Aber Achtung: Füße hoch, sonst werden sie nass auf den untersten Stufen der königlichen Treppe am Fuße des Barockschlosses Pillnitz.

Freitreppe Barockschloss und Schlosspark PillnitzWasserstand Elbe Pillnitz

In der Ortschaft selbst lässt sich so einiges entdecken. Am Pillnitzer Museum befindet sich ein kleines und feines Kaffee- und Kuchengärtchen inklusive Bäckerei. Gegenüber auf dem Fußweg standen letztens mehrere Tüten, randvoll gefüllt mit leckeren Walnüssen zum Mitnehmen für wenig Geld (Kasse des Vertrauens). Wo gibt es denn so was noch?

Museum PillnitzMuseeum und Kaffee am Schlossgarten

Besonders schön ist Pillnitz im Indian Summer. Die benachbarte Ortschaft Hosterwitz mit der kleinen Kirche „Maria am Wasser“ hat ebenfalls ihre Reize. Darüber alsbald mehr bei dresdenreisetipps.de.

Maria am Wasser

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