Ei verbibbsch: Die Gewinner der Sachsen-Wort-Gala stehen fest

Am  03. Oktober 2018, dem Feiertag der Deutschen Einheit, fand im Dresdner Schauspielhaus die Sachsen-Wort-Gala statt. Bereits zum elften Mal, das sollte unbedingt erwähnt werden, wurden von der Jury die sächsischen Lieblingswörter bekannt gegeben. Ei verbibbsch!

Sächsisch ist keine Fremdsprache, sondern ein Dialekt mit Charme!

Die sächsische Mundart ist gewöhnungsbedürftig aber nicht unverständlich und von einer Fremdsprache weit entfernt. Wer den Sachsen genau zuhört, versteht, was sie sagen. Oder nicht? Machen wir die Probe auf Exempel. Lesen Sie den nachfolgenden Text aus der Feder der kreativen Schreibfee. Das bin ich, die Bloggerin von Dresdenreisetipps.de – waschechte Dresdnerin und mit dem sächsischen Dialekt groß geworden.

Mundarttext von Kerstin Schuster

Ich fange mal „hochdeutsch“ an und dann …

„Während die einen den Tag der Deutschen Einheit feierten, die anderen im Dresdner Schauspielhaus bei der Sachsen-Wort-Gala 2018 die Gewinner der sächsischen Mundart nominierten, musste ich friemeln. Nur weil so e bleeder Bibbus abgebrochen war und die Ladde uff halb Achte hing. Nu es wird eben nur noch Gelumbe hergestellt, was nach kurzer Dauer schon lawede ist. Weghauen? Nee! Fischeland wie ich bin, fing ich selbst zu muddln an. Mein Motto lautet: was ni passt, wird passend gemacht! Draußen tat es eh plumbn, nach der Dämmse im Sommer keen Wunder. Nu gloar, wie ich mir dachte, der Bibbus war hinüber. Raus mit dem ollen Ding, neues Deil rein und fertsch. Also her mit der Schmieche, ruff uff de Hitsche und ran ans Werk. Bomforzionös sah es zwar nicht aus, aber: Passt, wackelt, hat Luft – guddi Muddi!“

So klingt also sächsisch.

Damit die sächsische Mundart nicht in der Versenkung verschwindet, wie so viele andere Dinge in Deutschland auch, gibt es sie, die Ilse-Bähnert-Stiftung, deren Initiator kein Unbekannter ist. Tom Pauls, der als Ilse Bähnert bekannter als ein bunter Hund ist, hat es sich 2008 zur Aufgabe gemacht, die sächsische Mundart vor dem Untergang zu retten.

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Die Mitglieder der Jury der Sachsen-Wort-Gala, die am 03.10.2018 im „Tal der Ahnungslosen“ (also in Dresden, dem schönen Elbflorenz) stattfand – rein traditionell im Schauspielhaus der Landeshauptstadt – hatten es nicht leicht. Immerhin galt es, die beliebtesten sächsischen Dialekt-Wörter auszuwählen. Genau genommen hatten sie das Beliebteste, das Schönste und das am meisten bedrohte Wort aus dem sächsischen Sprachgebrauch zu küren.

Ei verbibbsch, nun stehen die Gewinner der Sachsen-Wort-Gala fest:

  • friemeln (das beliebteste Wort)
  • dorwiern (das am meisten bedrohte Wort)
  • Beschmuh (das schönste Wort)

Zudem gab es in diesem Jahr die Sonderkathegorie Schimpfwörter und da kam der Diggnischl zum Vorschein.

Hä? Ach, Sie haben nichts verstanden!

Gut, dann hier die Übersetzung:

  • Beschmuh ist nichts anderes als Beschiss, also Betrug, Täuschung, Irreführung.
  • Dorwiern steht für das Quengeln von Kindern, wenn sie nerven, weil sie unbedingt dieses oder jenes haben wollen.
  • Friemeln tun die Sachsen entweder, wenn sie kleine Dinge zusammenfügen müssen oder wenn es um komplexe Zusammenhänge geht, die miteinander verknüpft werden sollen.

Und was ist ein Diggnischel? Ein Sturkopf, also ein Mensch, der stets seinen Kopf durchsetzen will.

 

Hoch lebe der sächsische Dialekt!

Zur Rettung der sächsischen Mundart möchte ich mit meinen speziell auserwählten Lieblingswörtern beitragen, die da lauten:

  • ningln – jammern, quengeln, beschweren
  • biddln – bummeln, spazieren, shoppen (einkaufen)
  • äscha – kann nicht sein, niemals, keinesfalls oder nein
  • fähnsn – heulen oder weinen
  • Moler – Bonbon
  • Guschl –verniedlicht für Mund
  • diggschn – eingeschnappt sein

Ä Schälchen Heeßen bitte!

Die Schnitte (Scheibe Brot) heißt schlichtweg Bemme und statt Brötchen gibt es im Sachsenland Semmeln. Ein Renfdl ist das letzte Stück vom Brot. Blämbe ist alles, was dünn ist, nach nichts schmeckt. Blärre sagt der Sachse zum Blümchenkaffe. Wenn Oma ihre Bäbe (Sandkuchen) auftischt, ist Kaffeezeit. Sofern sie die Semmel in den Muckefuck didcht (tunkt), ist das halb so wild. Falls die Kinder nicht parieren wollen, gibt es einen auf den Nutsch (die Gusche – den Mund). Sofern wir mit etwas konform gehen, heißt es bei uns schlicht: So isses! Wenn der Sachse seine volle Zustimmung gibt, dann kommt ein knappes „Nu“ über seine Lippen.

 

Wer möchte noch einen Beitrag zur sächsischen Dialekt-Rettung leisten?

Her mit den Kommentaren voller persönlicher Sachsen-Lieblingswörter!

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