Gräfin Cosel auf Burg Stolpen – die etwas andere Story

Um Gräfin Cosel auf Burg Stolpen ranken sich viele Mythen. Dresdenreisetipps.de präsentiert die „etwas andere Story“ über die in Ungnade gefallene Lieblingsmätresse von „Augst dem Starken“, die als berühmteste Gefangene der mittelalterlichen Burganlage in Stolpen gilt.

Burg Stolpen Gräfin Cosel

Anna Constantia Gräfin von Cosel – gefangen auf Burg
Stolpen

Über die Lebensgeschichte vor der Gefangenschaft der Gräfin Cosel auf Burg Stolpen ist viel bekannt. Doch was während ihres Aufenthalts als Gefangene auf der „Feste“ passierte, wird immer noch „erforscht“. So ist bisher rätselhaft, ob die ehemalige Mätresse des Kurfürsten von Sachsens und Königs von Polen freiwillig 27 Jahre auf Schloss Stolpen blieb, nachdem sie nach 22 Jahre Haft hätte als freie Frau ihr Gefängnis verlassen können, oder ob sie dem Zwang unterlegen war, bis zum bitteren Ende dort bleiben zu müssen.

Gefängnis Burg Stolpen

Belegt ist jedoch, dass Gräfin Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel – geborene von Brockdorff und geschiedene von Hoym – im Alter von 85 Jahren anno 1756 in der später zerstörten Schlosskapelle beigesetzt wurde. Das Grab von Gräfin Cosel auf Burg Stolpen wurde erst 1883 wieder entdeckt und mit einer Platte, die ein einfaches Kreuze zierte, gekennzeichnet. Später wurde daneben eine Steinplatte mit einer Krone angebracht, die mit dem Namen der Reichsgräfin, ihrem Geburts- und Sterbedatum versehen ist.

Grabstein Gräfin Cosel Stolpen

Es heißt auch, dass sie während ihrer Gefangenschaft niemals auf irgendwelche Annehmlichkeiten verzichten musste, stets ritterlich behandelt wurde und ein halbwegs normales Leben geführt haben soll. Sie war in den herrschaftlichen Gemächern des Fürstenhauses untergebracht. Später zog sie aus dem baufälligen, feuchten und stets zugigen Gemäuer aus, siedelte in den Johannisturm um, der deshalb bis heute im Volksmund „Cosel-Turm“ heißt.

Gräfin Cosel Zimmer Stolpen

Doch was die Gräfin Cosel auf Burg Stolpen in Gefangenschaft tatsächlich erlebt hat, ist nicht ganz gewiss. Noch nicht. Da wäre zudem die etwas andere Story, die so unglaublich klingt, dass sie fast aus der Feder eines Schriftstellers stammen könnte, der sie frei erfunden hat. Folgendes soll sich zugetragen haben …

 

Das geheimnisvolle vierte Kind der Gräfin Cosel auf Burg Stolpen

Wie bereits erwähnt, ranken sich um die schöne „Anna“, wie die berühmte Dame von ihr vertrauten Personen liebevoll genannt wurde, zahlreiche Geschichten. So ist auch von einem „geheimnisvollen vierten Kinde“ die Rede, welches Gräfin Cosel auf Burg Stolpen zur Welt gebracht haben soll. Zu jener Zeit war sie bereits einige Monate dort in Gewahrsam. Doch wer schwängerte die inhaftierte Reichsgräfin?

Wie es heißt, sollen nach der Geburt des Sohnes der Gräfin sowohl die treue Zofe als auch all jene, die von dem Baby wussten, vergiftet worden sein. Das Neugeborene wurde der ermatteten Anna Constantia kurz nach der Entbindung sofort entrissen. Sie selbst wurde angeblich dazu aufgefordert, niemandem ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen. Den neugeborenen Jungen brachte man in den nahe gelegenen Wald, in der Hoffnung, dass es dort schnell verstarb.

Das Schicksal meinte es jedoch gut mit dem Säugling. Der kleine Junge, der nackt im dunklen Walde lag, zitternd vor Kälte und hungrig, schrie aus Leibeskräften. Ein gewisser Herzog von Chorgal, der eigentlich im Dienste des Königs von Frankreich stand und seiner Cousine im sächsischen Kurfürstentum, während einer Europareise einen Besuch abstattete, nahm an jenem Tag an einer Jagd teil.

Chorgal ritt etwas abseits der Jagdgesellschaft durch den Wald. Er vernahm ein klägliches Weinen und stoppte seinen Ritt, um nachzusehen, was im Dickicht des Waldes verborgen lag. Entsetzt stellte er fest, dass es sich bei seinem Fund um ein Neugeborenes handelte, was nackt und schutzlos in der Wildnis ausgesetzt lag. Schnell packte er das frierende kleine Wesen in sein Gewand, schwang sich auf sein Pferd und gab diesem Sporen. Seine Cousine, die noch immer kinderlos war und die Hoffnung schon lange aufgegeben hatte, jemals Mutter zu werden, nahm sich des neugeborenen Jungen liebevoll an. Der wunderschöne Bub erhielt den Namen Moritz Chorgal.

das Geheimnis um Gräfin Cosel

Ob in dieser Geschichte tatsächlich ein Körnchen Wahrheit steckt? Wohl kaum, denn die Webseite, auf der ich einst die Story vom geheimnisvollen vierten Kind der Gräfin Cosel auf Burg Stolpen gelesen hab, existiert längst nicht mehr und auch der Name Moritz Chorgal taucht nirgends auf. Es kann sich daher nur um die erfundene Story eines kreativen Autors handeln, der sich wieder in die Anonymität zurückgezogen hat. Wie auch immer: Gegen dichterische Freiheit spricht noch nichts.

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Eines stimmt definitiv: Die Reichsgräfin von Cosel lebte bis zu ihrem Tode tatsächlich in Stolpen auf der Burg und jene ist unbedingt einen Tagesausflug von Dresden aus wert. Sofern nicht gerade mit einem heftigen Gewitter zu rechnen ist.

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