Wo Melli Beese ihre Kindheit verbrachte
Weißt du, wo Melli Beese ihre Kindheit verbrachte? Das alte Haus in Laubegast war einst Heimat der ersten deutschen Motorfliegerin. Es stand ewig verborgen hinter dichtem Buschwerk, umgeben von Obstbäumen, Laub- und Nadelbäumen. Das verschlossene Tor duldete keinen Zutritt. Gaffer mussten draußen bleiben. Damit ist nun Schluss. Jedenfalls zum Teil. Das Geburtshaus von Melli Beese hat neue Besitzer, die es gerne der Öffentlichkeit präsentieren.
In Laubegast, wo Melli Beese ihre Kindheit verbrachte
Den „Tag der offenen Tür“ in dem alten Haus in Laubegast, in dem Melli Beese ihre Kindheit verbrachte, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Das Grundstück hatte ich in all den Jahren noch nie betreten. Kein Wunder auch, denn für Fremde war der Eintritt nicht gestattet. Schließlich handelte es sich um Privatgelände. Doch nun lud die neue Besitzerin, Silvia Tröster, Besucher ins Geburtshaus der ersten deutschen Motorfliegerin ein.
Kaum hatte ich das Tor passiert, den parkähnlichen Garten betreten, in dem einige Bäume abgeholzt worden sind, umfing mich friedliche Stille. Es schien, als wäre die Österreicher Straße kilometerweit entfernt. Dabei lag sie direkt vor der Tür des Hauses, in dem Melli Beese ihre Kindheit verbrachte.
Ich vernahm den Verkehrslärm kaum, hörte dafür Vögel zwitschern, sah Schmetterlinge umherflattern. Ein kleines Mädchen mit großen Kulleraugen und braunen Haar lief hinterher, um sie zu haschen. Ihr glockenhelles Lachen erfüllte den Hof. Nein, ich hatte keine Halluzinationen. Es war natürlich nicht die kleine Amelie Hedwig Beese (genannt Melli), sondern die Tochter meiner Freundin.
Ob Melli Beese als Kind hier ebenso übermütig umher gerannt ist? Vielleicht pflückte sie Äpfel vom Baum, naschte Beeren vom Strauch, lag mit im Nacken verschränkten Armen auf der Wiese und zählte die weißen Wolken am Himmel, den sie eines Tages erobern sollte. Ich könnte es mir gut vorstellen.
Zu Hause bei der ersten deutschen Motorfliegerin
Auf dem Weg zum ehemaligen Wohnhaus der Laubegaster Berühmtheit, atmete ich die herrliche Waldluft ein. Ja, es roch tatsächlich wie im Wald. Links und rechts entlang des Weges fielen mir viele Dinge ins Auge, die ich unbedingt näher betrachten und fotografisch festhalten wollte, wie die rostige Wasserpumpe. Allerdings benötigte ich dafür das Einverständnis der neuen Hausherrin, da ich die Fotos auch veröffentlichen wollte und mich schließlich auf Privatgelände befand. Dort, wo Melli Beese ihre Kindheit verbrachte.
Dass das alte Haus in Laubegast nicht länger dem Verfall gewidmet ist, hat es einer gebürtigen Schweizerin zu verdanken, die gemeinsam mit ihrem „Liebsten“ und zwei Freunden das Grundstück an der Österreicher Straße 54 erworben hat. Die neuen Besitzer haben große Pläne damit. Zum einen soll das marode Gebäude im Laufe der Zeit modernisiert werden, ohne dass es seinen eigentlichen Charme verliert. Es wäre auch verdammt schade.
Zum anderen soll der Raum im Erdgeschoss, der über eine winzige Terrasse erreichbar ist, deren morschen Holzdielen unter den Füßen leicht nachgeben, eine Art Veranstaltungsraum werden. Am „Tag der offenen Tür“ im Zuge der Laubegaster Kunstmeile (ich berichtete bei Dresdenreisetipps davon) erwies sich diese Idee als grandios.
Bereits während jener Tage fanden in dem Haus, in dem Melli Beese ihre Kindheit verbrachte, Lesungen statt und Gemäldeausstellungen der Werke des Künstlers Eckhard Kempin statt.
Große Pläne für das Beese-Geburtshaus in Laubegast
Silvia Tröster, die schon einige Jahre in Laubegast lebt und Chefin der Tröster Tours GbR ist, möchte dem Geburtshaus der Fliegerlegende neues Leben einhauchen. Ich durfte sie bereits kennenlernen und mit ihr ein wenig über die Zukunft des Anwesens plaudern. Verliebt hat sie sich dort sofort, gestand sie mit verschmitztem Lächeln. In das Häuschen, in dem Melli Beese ihre Kindheit verbrachte ohnehin. Noch mehr aber in den herrlichen Garten, dessen uriger Wildwuchs etwas Bändigung benötigt. Besonders haben es ihr die Apfelbäume auf dem Grundstück angetan, deren Früchte zwar klein und fest sind, jedoch nicht weniger schmackhaft. Die Äpfel eignen sich zudem gut, um köstlichen Apfelsaft daraus zu machen.
Silvia Tröster hat große Pläne: Im Beese-Geburtshaus in Laubegast soll es in Zukunft nicht nur Lesungen und Ausstellungen geben. Gleichwohl soll es ein Ort für Small Talk und zum Austausch von Gedanken werden. Ihr schwebt vor, bei Bedarf einen Raum für Familienfeiern oder kleine Events im privaten Rahmen zur Verfügung zu stellen. Und das ist noch lange nicht alles, was der neuen Besitzerin einfällt.
Für Melli Beese gab es leider kein Happy-End, für ihr Geburtshaus am Stadtrand Dresdens hingegen schon. Jenes ist bei den neuen Besitzern in den besten Händen und wird kein Opfer der Abrissbirne. Wer weiß, ob während der vorgesehenen Renovierungsarbeiten nicht zufällig ein „kleines Schätzchen“ aus längst vergangener Zeit auftaucht. Vielleich ein Tagebuch der jungen Amelie Hedwig Boutard-Beese oder ein anderes interessantes Relikt aus ihrer Vergangenheit. Nichts ist unmöglich!
Sehr gut geschrieben und mit wenigen Worten ein Leben umrissen. In dieser Form, mit diesen fantastischen Fotos, hab ich das das noch nie gesehen und gelesen.
Danke für die netten Worte, liebe Alma. Die Fotos sind zum Teil leider etwas unscharf, aber irgendwie passend. 🙂 Mir gefiel besonders das alte Fenster. Es hatte etwas „mystisches“ an sich. Obwohl, der Garten hat auch was. Die rostige Pumpe muss unbedingt bleiben. Verrostetes ist ja heute wieder „in“ und als Deko sehr beliebt.